Tidenkipp-Verschiebung

Der Tidenkipp in Flussläufen und in deren Mündungsbereich entspricht meist nicht dem vorhergesagten Hoch- und Niedrigwasserzeitpunkt. Vielerorts beobachten wir, dass der Strom z.B. noch deutlich über eine Stunde nach Niedrigwasser weiter abläuft, obwohl der Wasserstand schon wieder steigt. Das ist etwa bei der Anfahrt küstenferner „turn-around“ Ziele besonders wichtig. So kann es z.B. am Leuchtturm Roter Sand eine Stunde nach NW noch ablaufenden Strom geben. Dafür gibt es eine feste und eine variable Ursache, die sich jeweils überlagern und die hier in der Summe „Nachlauf“ genannt wird:

  1. Für Tideflüsse gibt es je nach Flusskilometer jeweils feste Differenzen zwischen der Eintrittszeit des Hoch- und Niedrigwassers und dem Tidenkipp. Dieser sog. Kenterpunktabstand ergibt sich aus der  Überlagerung von einlaufender Tidewelle und am Ende des Tideflusses reflektierter Welle. Leider gibt es kaum Angaben zur Länge des lokalen Kenterpunktabstandes. Einige Informationen über die Kenterpunktabstände im Elbe-Weser und Ems Revier liefert dieser bereits ältere Artikel des Deutschen Segler Verbandes. Da die reflektierte Welle einen umso größeren Laufzeitunterschied zur Tidewelle hat, je weiter unten im Verlauf des Flusses sie auf diese trifft, wächst der Kenterpunktabstand vom Oberlauf zur Mündung. Das wird in dieser Grafik der Weser deutlich:

  2. In Abhängigkeit mehrere Tage anhaltender Winde (>4 Bft), die Wasser in die Deutsche Bucht hinein- oder heraus drücken, kommt es zu einer Verkürzung oder Verlängerung von Flut- und Ebbstrom. Auch die Länge des Stauwassers wird dadurch beeinflusst.

In der Addition dieser statischen und dynamischen Komponente ergibt sich ein Nachlauf, der vom Ort und vom Wind abhängig ist, sich jedoch kaum vorhersagen lässt.

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